Spaß trifft Wissenschaft: „Autoschlüssel gegen E-Bike“ und die Hochschule Karlsruhe

Das Pilotprojekt „Autoschlüssel gegen E-Bike“ 2021 wurde von der Hochschule Karlsruhe begleitet, die im Rahmen der „NEQModPlus“-Studie wichtige Informationen für die Mobilität der Zukunft sammelt. Was sich hinter dieser Studie verbirgt, erklären wir dir in diesem Beitrag.

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Bei unserem Pilot-Projekt „Autoschlüssel gegen E-Bike“ in Baiersbronn haben viele Testfahrer*innen eine Menge Spaß und Freude gehabt. Doch bei allem Spaß beinhaltete die Aktion auch einen ernsten Aspekt, auf den wir hier eingehen möchten. Die Aktion sollte nämlich auch für die langfristige Verbesserung der Mobilität genutzt werden. Deshalb wurde sie wissenschaftlich im Rahmen einer Mobilitätsstudie durch das Institut für Verkehr und Infrastruktur der Hochschule Karlsruhe von Prof. Jan Riel und Elke Häußler begleitet. Diese Studie wird „NEQModPlus“ genannt und sie wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Auftrag gegeben. NEQModPlus steht als Abkürzung für „Entwicklung von methodischen Ansätzen, Modellierungswerkzeugen und Implementierungsmodellen für Niedrigergiequartiere (NEQ)“. „Mod“ kommt von Modellierung und „Plus“ steht für die Vision, dass Häuser oder Quartiere in Zukunft mehr Energie erzeugen sollten, als sie selbst verbrauchen. 

NEQModPlus besteht aus vielen Teilprojekten mit dem Thema Energie und liegt federführen bei der Klima- und Energieagentur BW (KEA). An der Hochschule Karlsruhe liegt das Teilprojekt Mobilität. Und genau hier kommen Gefährte wie das „E-Cargoville“ Lastenrad von Bergamont ins Spiel...
Energienutzung im Quartier – ein Vergleich zwischen heute und der Zukunft (Grafik: Elke Häußler, Icons by Flaticon)

Was erforscht die Hochschule Karlsruhe?

Und was hatte nun unsere Aktion „Autoschlüssel gegen E-Bike“ damit zu tun? Einfach ausgedrückt ging es darum, wie wir Menschen künftig wohnen/arbeiten und wie wir uns fortbewegen. Sicher ist: Wohngebiete werden in Zukunft energieeffizient geplant. CO2-Emissionen müssen drastisch reduziert werden. Aber wie bewegen sich die Menschen dort fort und wie viel Strom benötigen sie, wenn auf einmal alle elektrisch unterwegs sind?

Dass auch Mobilität elektrisch angetrieben werden muss, ist aber auch klar. Denn was bringt es, wenn man schön emissionsfrei wohnt und sich dann in den dicken Diesel-SUV setzt, um damit zur Arbeit zu fahren? Sinnvoll wäre es demnach, Wohnungen so zu planen, dass sie sich selbst mit Energie versorgen können und außerdem noch etwas übrig bleibt, um das E-Auto oder das E-Bike aufzuladen. Das sind nur ein paar einfache Beispiele, aber sie verdeutlichen, womit sich die Studie der Hochschule Karlsruhe beschäftigt. Es geht also darum, energie-optimierte Quartiere im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Mobilität und der dafür notwendigen Energieversorgung zu betrachten.

„Die Befragung in Baiersbronn half uns zu verstehen, wie Menschen im Alltag unterwegs sind“, sagt Elke Häußler, akademische Mitarbeiterin am Institut für Verkehr und Infrastruktur (IVI) der Hochschule Karlsruhe. „Durch die Datenerhebung können wir für die Zukunft tragfähige Mobilitätskonzepte – vor allem in Hinblick auf die Elektromobilität – erstellen und so nachhaltige Mobilität fördern.“ 

Je weiter die Wege sind, die wir zurücklegen müssen, desto eher nutzen wir das Auto. Wenn wir also nicht nur das Auto elektrisch betreiben, sondern auch möglichst oft das Fahrrad nutzen können, bringt das richtig viel: Weniger Parkplätze, weniger Stau, mehr Lebensqualität.


Prof. Jan Riel, Institut für Verkehr und Infrastruktur (IVI) der Hochschule Karlsruhe

Was war das Ziel der Studie?

Ziel war es, Methoden und Instrumente zu entwickeln, die sowohl in der Sanierung im Bestand als auch bei der Neukonzeption helfen, Mobilität und Energie so sinnvoll und effizient wie möglich zu verknüpfen. Neu geplante Quartiere sollen also wirklich nachhaltig sein und keine halbgaren Vorzeigeprojekte darstellen. Dafür möchte man ein Tool entwickeln, das die Abschätzung des (elektrischen) Energiebedarfs für die Mobilität in unterschiedlichen Quartierstypen möglich macht. Die Aktion „Autoschlüssel gegen E-Bike“ lieferte dafür wichtige Daten.

Was hatte die Aktion „Autoschlüssel gegen E-Bike“ damit zu tun?

Für die Studie benötigte die Hochschule Karlsruhe eine Menge Daten. Sie muss herausfinden, wie sich die Menschen überhaupt fortbewegen. Wie oft fahren die Bewohner überhaupt und wie viele Kilometer legen sie dabei zurück? Wie viel Energie ist dafür notwendig? Eigentlich sind das relativ einfache Fragen. Die Antworten darauf bekommt man aber nicht durch theoretische Überlegungen, sondern am besten aus dem echten Leben. Und hier kam unsere Aktion ins Spiel: Während die Bewohner*innen von Baiersbronn zehn Tage lang versuchten, ihr Auto möglichst komplett durch ein E-Bike zu ersetzen, lieferten sie ganz nebenbei Hochschule Karlsruhe wertvolle Infos. Manche Daten zum E-Bike an sich wurden dafür während der Testphase durch das Bosch Nyon System aufgezeichnet. Außerdem wurden alle Teilnehmer*innen gebeten, jeweils vor und während der Testphase einen kurzen Fragebogen online auszufüllen.

Wie viel Energie benötigt man überhaupt, um nicht nur seinen Haushalt zu versorgen, sondern auch das E-Auto oder das E-Bike?
Dass das Fahrrad beziehungsweise das E-Bike in der Zukunft immer wichtiger wird, ist eigentlich klar. Aber was resultiert daraus für ein Energiebedarf? Du kannst helfen, diese Frage zu beantworten! Foto: Andrew Gook